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12. Mai 2012 | Rund ums Urheiligtum | 

Wenn ich es schaffe, mein letztes Hemd zu geben


"Wenn ich es schaffe, mein letztes Hemd zu geben, habe ich es geschafft." (Bild: Ji?i Keuthen )

"Wenn ich es schaffe, mein letztes Hemd zu geben, habe ich es geschafft." (Bild: Ji?i Keuthen )

Sr. Anne Meike Brück/Hbre. Der Maiempfang der Apostolischen Bewegung von Schönstatt war in diesem Jahr verbunden mit der Eröffnung der ersten Kunstausstellung in der Pilgerkirche Schönstatt. In Zusammenarbeit mit der Galerie krueger kunst und design war es gelungen, für die Zeit von 5. bis 18. Mai 2012 eine Ausstellung mit Werken des im Jahr 2007 verstorbenen Koblenzer Malers und Bildhauers Ji?i Keuthen in die Pilgerkirche zu holen. Björn Engholm, ehemaliger Ministerpräsident von Schleswig-Holstein und Kulturkurator der Lübecker St.-Petri-Kirche, der die Schirmherrschaft der Ausstellung übernommen hat, meinte in seiner Laudatio, dass heute vielen eine solche „politische“, auf die Polis gerichtete Kunst, altmodisch erscheinen mag. Er betonte allerdings, dass ihm eine solche Kunst „angesichts der heutigen gesellschaftlichen Probleme in hohem Maße zeitgenössisch – und näher (sei) denn je.“

Ji?i Keuthen Ausstellung in der Pilgerkirche in Schönstatt (Foto: Markus Redert, Neuwied)

Ji?i Keuthen Ausstellung in der Pilgerkirche in Schönstatt (Foto: Markus Redert, Neuwied)

Keuthens Kunst: Fenster in eine andere Welt

Ji?i Keuthen habe es meisterhaft verstanden, Kunst und Religion zu verbinden, sagte Pater Theo Breitinger, Vorsitzender des Landespräsidiums der Schönstattbewegung in Deutschland, in seiner Eröffnungsrede. Damit beschrieb er den Glutkern der Ausstellung - Kunst und Kirche. Keuthens Gemälde öffneten dem Betrachter Fenster aus der Lebenswelt der Menschen hinein in jene andere Welt, die hinter allem ahnungsvoll aufleuchtet.

Keuthen richte den Blick zunächst ganz und gar auf den Menschen, so Pater Breitinger. Er betrachte den Menschen in seiner Originalität, in seiner Begrenztheit und Einsamkeit, aber auch in seiner Größe und Würde. Er sehe ihn in seiner Bezogenheit zum Mitmenschen, zu Bruder und Schwester: "Wir sitzen alle in einem Boot". Ji?i Keuthen fühle sich der Liebe zu den Menschen verpflichtet. Er habe sich für die Menschen engagiert, bis zum Äußersten – bis hin zum "letzten Hemd".

"Malerhemden" (Bild: Ji?i Keuthen )

"Malerhemden" (Bild: Ji?i Keuthen )

Die Frage nach Gott

Keuthens Blick sei aber nicht beim Menschen hängen geblieben. Er habe sich geweitet hin zu Gott. Die Frage nach dem Menschen lässt ihn die Frage nach Gott stellen. Er sucht Gott mitten in den menschlichen Lebenssituationen; er sucht ihn im menschlichen Antlitz. Und er entdeckt dabei Christus, den Menschen schlechthin. Im Symbol scheint er auf - in Brot und Fisch, im Zeichen des Kreuzes, im "letzten Hemd". Der Weg vom Malerhemd zur Tunika Christi, zum "Heiligen Rock", und umgekehrt, ist nicht weit.

Heike Krüger führt durch die Ausstellung (Bild: Markus Redert, Neuwied)

Heike Krüger führt durch die Ausstellung (Bild: Markus Redert, Neuwied)

Zutiefst menschliches Engagement für die Menschen

Das Thema der Ausstellung ist überschrieben mit den Worten des Malerhemds II "Wenn ich es schaffe, mein letztes Hemd zu geben, habe ich es geschafft." Und Keuthen hat es offensichtlich geschafft – nicht nur sein Malerhemd, das zum Kunstwerk geworden ist, sondern vor allem durch sein zutiefst menschliches Engagement für die Menschen, fasst Pater Breitinger zusammen.

Vielleicht kann auch diese erstmalige Kunstausstellung in der Pilgerkirche in Schönstatt-Vallendar für manchen durch die Begegnung mit dem Maler Ji?i Keuthen zu einer echten Begegnung mit Christus werden, denn: „Wenn einer es schafft, sein letztes Hemd zu geben – wie Christus selber –, dann wird in diesem Menschen Christus in unserer Zeit neu lebendig. Und das bedeutet Hoffnung für uns und unsere Gesellschafft.“

Eine Kreuzung von Kant und Matthäus

Björn Engholm, Schirmherr der Ausstellung und Förderer Keuthens, sagte in seiner Laudatio: „Was ich an Keuthens Arbeit schätze, ist die völlig eigenständige Handschrift, die man unter den vielen anderen wiederentdecken kann. Keuthen ist keinen gängigen, keinen marktkonformen Weg gegangen; das hat seinen Durchbruch zu Lebzeiten erschwert, aber erhält seinem Werk posthum einen außergewöhnlichen Reiz – man kann sich zeitlos mit ihm auseinandersetzen, sich an ihm reiben, aus ihm lernen. Seine künstlerische Position, Konventionen zu durchbrechen, gesellschaftliche Übel zu markieren, Abgründe und Bösartigkeiten aufzuspießen, verweist auf seine Lebensphilosophie. Und die liegt zwischen der Aufklärung, dem weltlichen Pol, und der ‚Goldenen Regel‘, dem christlichen Pol; eine Kreuzung von Kant und Matthäus. Oder, ganz einfach gesagt: Humanitas, worunter sich Brüder- und Schwesterlichkeit, Liebe, Barmherzigkeit, Mitempfinden und alle Formen der Solidarität vereinen. Vielen mag eine solche ‚politische‘, genauer: auf die Polis gerichtete Kunst, altmodisch erscheinen. Mir ist sie angesichts der heutigen gesellschaftlichen Probleme in hohem Maße zeitgenössisch – und näher denn je.“

Die Ausstellung in der Pilgerkirche in Schönstatt ist noch bis zum 18. Mai 2012 täglich von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr in der Pilgerkirche Schönstatt zu sehen.

Auf dieser Panoramaaufnahme der Pilgerkirche sind alle ausgestellten Werke zu sehen (Bild: Markus Redert, Neuwied)

Auf dieser Panoramaaufnahme der Pilgerkirche sind alle ausgestellten Werke zu sehen (Bild: Markus Redert, Neuwied)


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