Pater Kentenich erklärt das Liebesbündnis

Bei einem seiner Besuche in Uruguay bereitete Pater Kentenich die Pfarrgemeinde von Nueva Helvecia auf das Liebesbündnis mit der Dreimal Wunderbaren Mutter vor. Er hielt den verschiedenen Gruppen kleine Vorträge an drei aufeinanderfolgenden Tagen. Am 18. Mai 1948 pilgerte die Pfarrgemeinde in Prozession von der Pfarrkirche zum Kapellchen und schloss dort das Liebesbündnis. Die vorliegenden kleinen Vorträge sind bei dieser Gelegenheit mitgeschrieben worden. Sie wurden von den Marienschwestern in Argentinien zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt

Vorträge von Pater Kentenich zur Vorbereitung auf das Liebesbündnis - pdf

1.  Heiligkeit

Ein Geschenk des Heiligen Geistes

Sie kennen das Wort: „Je näher bei Rom, desto lauer der Christ." Wir sind weit weg von Rom, deshalb ist dieses Wort nicht auf uns anwendbar. Es gibt aber eine andere Anwendung, die vielleicht auf uns zutreffen könnte. Man sagt: Je näher der Kirche, desto unfrommer, je näher einem Heiligtum, desto unheiliger. Es sollte aber umgekehrt sein. Je näher dem Heiligtum, desto heiliger. Dies erfuhr der heilige Vinzenz von Paul. Er machte öfters Wallfahrten zu einem Heiligtum. Da konnte er feststellen, dass die Leute dort heiliger lebten als anderswo.

Seit 1943 haben wir auch hier ein Heiligtum. Es ist der MTA geweiht. Nun weiß ich nicht, ob wir mit Vinzenz von Paul sagen können: „Seitdem wir dieses Heiligtum in unserer Mitte haben, ist mein Leben, ist unser Leben viel heiliger geworden", oder gilt für uns die andere Anwendung: „Je näher dem Heiligtum, desto oberflächlicher." Wenn es so wäre, dann wären wir des Heiligtums nicht wert, denn darin besteht ja der Unterschied zwischen dem unseren und anderen Heiligtümern.

Werktagsheiligkeit - eine Original-Gnade des Schönstatt-Heiligtums

In anderen Heiligtümern stieg die Gottesmutter hernieder, um Gnaden auszuteilen, und da, wo die MTA niedersteigt, teilt sie nur in dem Maße Gnaden aus, als sie Gaben erhält. Sie verlangt, dass die Menschen ernst nach Heiligkeit streben, sie will, dass wir ein frommes Leben leben und gibt uns die Gnade dafür.

Ob nun unsere Seele unruhig wird? Denken wir nicht oft, das fromme und heilige Leben ist nur für Priester und Schwestern? Ich weiß, dass es falsche Auffassungen von Heiligkeit gibt.

Wir sind heilig, wenn wir unsere gewöhnliche Pflicht treu erfüllen.

Wenn wir dies tun, dann bekommen wir überreiche Gnaden, besonders an hohen Feiertagen und ganz besonders am heutigen Fest, am hochheiligen Pfingstfest. Da faltet die Gottesmutter drüben im Heiligtum die Hände wie ehedem im Coenaculum. Wenn wir es nun fertig brächten, mit ihr die Hände zu falten und zu bitten: „Komm, Heiliger Geist", dann wäre es gut. Wenn wir es noch nicht fertig gebracht haben, dann wollen wir es jetzt in dieser Stunde tun.

Was wollen wir denn erbitten? Unter welchen Zeichen stieg der Heilige Geist hernieder? Sie wissen es noch von der Biblischen Geschichte. Er kam im Sturmgebraus und in Form von Feuer und Zungen.[1] Da haben wir drei Symbole vor uns. Sie bedeuten die dreifache Gnade, die die Gottesmutter dort den Gläubigen erflehte. Es sind die gleichen Gnaden, die uns jetzt auch die Gottesmutter von unserem Heiligtum aus erfleht. Was bedeuten die Symbole?

  • Erstes Symbol: Sturmgebraus
  • Zweites Symbol: Feuer
  • Drittes Symbol: Zungen (vgl. Apg 2,1-3)

 

Wenn der Sturm braust, dann fallen die welken Blätter vom Baume. Dies ist auch so im geistlichen Leben. Wenn die Gnade durch die Seele braust, dann fällt alle Halbheit ab. Dies sind die Gnaden, die die Gottesmutter uns heute erflehen möchte.

Was bedeuten die Symbole?

Sturm: Wie stark fühlen wir doch oft unsere Halbheit und Schwäche. Der heilige Augustinus drückt dies gut aus in einem Bild. Er vergleicht die Seele mit einem Menschen, dem das morgendliche Aufstehen schwer fällt. Er möchte aufstehen, hat viel guten Willen, sinkt aber immer wieder in die Kissen zurück. Der heilige Paulus sagt dazu: Was ich Gutes tun möchte, das tue ich nicht, und was ich nicht tun möchte, das tue ich.

Ja, es steckt so viel Halbes in uns. Wir möchten fromm sein und gut, und wenn die Gelegenheit kommt, dann versagen wir. Die Frau möchte dem Mann in allem zu Gefallen sein und ihre Launen zurückhalten, und wenn die Gelegenheit kommt, dann versagt sie. Und der Mann möchte der Frau Freude machen, und wie oft versagt er. So verstehen wir gut das Bild vom heiligen Augustinus. Wie oft möchten wir aufstehen und können nicht. Nun kommt der Heilige Geist im Sturmgebraus und möchte die Halbheit wegfegen. Machen wir uns dafür bereit, aber nicht so, wie die gewöhnlichen Christen, die sich nur an Feiertagen dem Religiösen hingeben und es dann im Werktag nicht leben, sondern der Heilige Geist verlangt, dass die Gottesmutter die Hände faltet und dass wir uns um sie scharen und mit ihr zum Heiligen Geist beten.

Nun müssen wir uns vorstellen, wie die Gottesmutter drüben in unserem Heiligtum die Hände faltet und für uns bittet zum Heiligen Geist. Wenn dann unsere Halbheit nicht weichen will, dann sind wir vielleicht selbst daran schuld, dann haben wir vielleicht nicht genügend mit ihr zum Heiligen Geist gefleht. Selig, wer Hunger und Durst hat ... Wer keine Sehnsucht hat, kann auch nichts erreichen. Wir sind so im Irdischen verstrickt, dass wir keine Zeit zum Beten haben. Wir haben alle möglichen Wünsche, Vergnügungen, Abwechslung usw. Doch wie wenig Sehnsucht haben wir nach Gott. Deshalb kostet es uns auch so viel, mit der Gottesmutter zum Heiligen Geist zu beten: Veni, veni ...!

Der Heilige Vater spricht von der „Pest des Laizismus", das heißt: Loslösung von Gott. Die Pest ist eine ansteckende Krankheit und macht den Menschen hässlich. Man muss Angst haben vor der Ansteckung. Viele, viele - auch Priester und Ordensleute - sind von dieser Pest angesteckt. Sie wissen das Leben nicht mehr aus dem Glauben zu gestalten. Der gesunde, echte Christ sollte alle seine Lebensäußerungen mit Gott verbinden. Der heilige Paulus sagt: Euer Wandel sei im Himmel.

Das zweite Symbol ist das Feuer. Heute gibt es viel Feuer in der Welt. Seht euch einmal die Hochöfen an, wie viel Feuer sie aussprühen. Und wenn Sie mit mir durch die Welt zögen, dann könnten Sie in den Augen der Menschen viel Feuer sehen. Es ist das Feuer der Hölle. Man sieht in den Augen so wenig das Feuer der Gottesliebe. Der Heilige Geist will uns dieses Feuer schenken, aber nur wenn wir unsere Sehnsucht mit der Gottesmutter dort drüben im Heiligtum verbinden. Das Feuer wärmt, erhellt und züngelt nach oben. Der Heilige Geist will in uns das Licht des Glaubens hell aufleuchten lassen. Nur in diesem Licht sehen und erkennen wir den Sinn unseres Lebens und die Lehre des Heilandes. Lassen wir einige Kapitel von seiner Weisheit auf uns wirken. „Ich bin auf diese Erde gekommen, um Feuer zu bringen".

Im Lichte des Glaubens verstehen wir, dass unser Leben ein Leben der Abtötung sein muss. Dann bekommen das Jungfräulichkeitsideal und die Ehe ein anderes Gesicht. Die heutige Zeit hat gar kein Organ mehr für Jungfräulichkeit. Als der Heiland zum ersten Mal das Ideal der Jungfräulichkeit aufleuchten ließ, sagte er: „Wer es fassen kann, der fasse es." Der Heiland wusste, wie wenig der so erdverhaftete Mensch Sinn hatte für die Jungfräulichkeit. Der heilige Paulus riet bei einer Gelegenheit zur Ehe, sagt aber dann hinterher: Besser ist es aber, sich nicht zu verheiraten; denn dann kann er ganz dem Herrn angehören. Er ist dann verheiratet mit Christus und sucht, wie er dem allerhöchsten Herrn gefallen könne.  Der heutige Mensch glaubt vielfach, dass die Jungfräulichkeit nur im Verzicht bestünde. Das ist natürlich eine irrige Ansicht. Die Jungfräulichkeit besteht darin, dass sich die Seele so ganz und gar, dass sie sich ungeteilt dem Herrn hingibt. Da kann dann der Heilige Geist ausruhen. Wie herrlich ist ein keusches Geschlecht! Die Gottesmutter hat auf die Ehe verzichtet und wurde damit zur Bannerträgerin der Jungfräulichkeitsbewegung. Deshalb teilt sie auch gerne diese Jungfräulichkeitsgnade im Heiligtum aus. Weil der heutige Mensch den wahren Sinn der Jungfräulichkeit nicht mehr versteht, will uns die Gottesmutter das Licht dafür geben. Was wäre die Kirche, die Welt, ohne die Jungfräulichkeit der beiden Geschlechter. Wie viel haben schon die Ordensleute allein getan im Laufe der Jahrhunderte. Wenn es keine jungfräulichen Seelen gäbe, gäbe es keine reinen Ehen. Der jungfräuliche Mensch lebt den Eheleuten vor, inwieweit man das Triebleben beherrschen muss. Deshalb schulden viele Eheleute ihre Reinheit den jungfräulichen Seelen Doch das Licht des Heiligen Geistes strahlt auch auf über der christlichen Ehe. Was Gott gebunden, das soll der Mensch nicht lösen. Der heilige Paulus weist auf das Geheimnis der Ehe hin. Er sagt, der Mann ist der Stellvertreter Christi und die Frau die Stellvertreterin der Kirche. So wie die Kirche selbstlos Christus dient, so soll die Frau dem Mann dienen. So wie Christus der Kirche die Treue wahrt, so soll sie auch der Mann seiner rechtmäßigen Frau gegenüber wahren. So wie Christus im Mittelpunkt steht, so soll auch der Mann im Mittelpunkt stehen. So wie Christus sein Blut für die Kirche hingibt, so soll der Mann auch alles hingeben für die Familie und nicht die Befriedigung seiner Leidenschaften suchen.

Das Feuer leuchtet. Der liebe Gott schenkt uns im Heiligtum die Gottesmutter. Und sie soll den Heiligen Geist bitten, dass er mit seinem Feuer über die ganze Pfarrei hereinbricht.

Das Feuer gibt Kraft. So gibt auch der Heilige Geist Kraft und Gnade, diese großen Wahrheiten zu verstehen und zu leben.

Ein englischer Schriftsteller sagt: Der heutige Mensch braucht nur eine einzige Heilige Schrift: das ist das praktische Leben. Ein anderer Schriftsteller sagt: Ich würde Christus mehr glauben, wenn die Christen besser lebten. Wie viele Kirchgänger sehen wir und wie wenige bemühen sich, das Gehörte, Gebetete und Erlebte zu leben. Das ist unsere große Aufgabe, das Christentum praktisch vorzuleben. Wir müssen durch das Leben zeigen, dass Christus noch lebt. Der Heiland selber hat gesagt: „Nicht, wer zu mir sagt: Herr, Herr, wird in das Himmelreich eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut".  Wie kalt ist heute die Welt. Der heutige Mensch ist heute nur eingestellt auf Bequemlichkeit. Da wo ein Christ steht, muss die Liebe regieren. Das sind natürlich große Gaben des Heiligen Geistes. Und welches ist die Bedingung, um sie zu erhalten? Wir müssen mit der Gottesmutter drüben im Heiligtum die Hände falten. Die Gottesmutter, die MTA, hat mit der Pfarrei ein Liebesbündnis geschlossen und will es nun erneuern. Ein Bündnis setzt immer zwei Partner voraus. Wer sind sie? Die Gottesmutter und wir. Sie verpflichtet sich, dass unsere Pfarrei in heiliger Liebe entbrenne, dass die Halbheit weiche. Sie verpflichtet sich, dass wir zu einer gesunden Lebensauffassung kommen und dass wir danach leben, und dass wir den anderen ein leuchtendes Beispiel geben.

Das Feuer züngelt nach oben. Unsererseits verpflichten wir uns, in all unseren Nöten zum Heiligtum zu eilen. Wir übernehmen die Pflicht, nach Ganzheit zu ringen, zu ringen nach natürlich, übernatürlicher Auffassung, zu leben, wonach die Kirche lebt, nämlich ein gutes Beispiel zu geben.

3. Zungen. Bevor der Heilige Geist auf die Apostel hernieder kam, waren sie schüchtern und konnten kaum sprechen, und nachher sprachen sie mutig in allen Sprachen. So will der heilige Geist auch uns sprechen lehren. Er will uns Gebetsgnaden erbitten und die Kraft, den Glauben zu verteidigen, wo es auch sein mag. Diese Gnaden will uns die Gottesmutter vermitteln vom Heiligtum aus.

Wir Deutschen haben ein Sprichwort, das sagt: „Wer ist ein Mann?, der beten kann!" Heute ist es leider umgekehrt. Heute ist der ein Mann, der nicht mehr beten kann. Die Heilige Schrift spricht vom Ebenmaß zwischen Arbeit und Gebet. Die heutige Welt ist in Unordnung, weil man zu viel arbeitet und spielt und zu wenig betet. Dem Gebet ist alles versprochen. „Um alles, was ihr bittet in meinem Namen ...Wenn es für unser Heil ist, dann erhalten wir es. All diese Gnaden will uns die Gottesmutter von ihrem Heiligtum aus vermitteln.

Im preußischen Kulturkampf legt man einen Bischof  in Fesseln. Er selber hatte die große Zuversicht, bald befreit zu werden. Doch der Feind schien anders zu wollen und schien mehr Erfolg zu haben als der Bischof, der betete und vertraute. Er ließ sich aber dadurch nicht irre machen und prägte das schöne Wort: „Das Gebet hat einen langen Arm." Es ist auch so, mit Gebet können wir alles erreichen. Von einem englischen Staatsminister erzählt man folgendes. Er war ein großer Liebhaber des Gebetes, und oft fanden ihn andere Minister im Gebete. Man machte ihn darauf aufmerksam, doch da gab er zur Antwort: „Während Giménez betet, regiert er das Land." Wenn ihr, liebe Männer, betet, dann regiert ihr die Familie.

Von einem jungen Priester erzählt man, er habe große Glaubenszweifel gehabt und trotzdem sei er dabei ruhig und froh geblieben. Und warum? Als er klein war, nahm ihn sein Vater oft mit hinaus auf Feld und Flur und lehrte ihn, hinter allem den lieben Gott zu sehen. Und dieser einfache Unterricht prägte sich seinem Kindergemüt tief ein und half ihm später bei seinen großen Schwierigkeiten. Wenn wir mehr Männer, mehr Frauen, mehr Familien hätten, die beten könnten, dann könnten wir viel Leid besser aushalten.

Der Heilige Geist möchte auf uns in Form von feurigen Zungen herabkommen. Wir müssen aber mit der Gottesmutter drüben im Heiligtum die Hände falten. Wer nicht betet, ist verdammt. Es ist gut, wenn wir unsere Kinder etwas lernen lassen, ihnen Geld hinterlassen, aber besser ist es, ihnen einen tiefen Gebetsgeist mitzugeben.

Als ich vor einigen Monaten beim Heiligen Vater Audienz hatte, sagte er: Dieses Volk hier ist gut, aber es gibt viel Arbeit. Es gibt noch so viel Unwissenheit und deshalb sind wir nicht fähig, den Glauben zu verteidigen. Wir brauchen das Feuer von oben. Und wer soll es uns erflehen? Unsere MTA von ihrem Heiligtum aus. Sie bietet uns diese Umwandlungsgnaden an. Ob wir sie erhalten, hängt von uns ab.

In jedem Menschenleben gibt es entscheidende Momente. Ein solcher Moment war, als die Gottesmutter ins Heiligtum hernieder stieg. Die Welt befindet sich in einer großen Revolution. Ob wir sie zu einem Besseren hin bewegen können, hängt davon ab, ob wir auf die Wünsche der MTA eingehen.

„Nicht jeder, der zu mir sagt: ‚Herr, Herr‘, wird in das Himmelreich eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut". Wir kennen nun den Willen und das Angebot Gottes und der Gottesmutter. Nun müssen wir handeln.

2. Das Heiligtum

Ein Wallfahrtsort

Es gibt Heilige, die man besonders anruft, so auch den heiligen Wendelin, den Beschützer der Felder. Es gibt aber auch besondere Heiligtümer, in denen man die Gottesmutter anruft. Dort werden auch besondere Gnaden ausgeteilt.

Auch hier in diesem Heiligtum teilt die Gottesmutter besondere Gnaden aus. Was für Gnaden teilt sie hier aus? Wer die Geschichte der Wallfahrtsorte kennt, weiß, dass dort plötzlich ein Gnadenquell entsprungen. Auch hier entsprang eine Gnadenquelle. Sie ist allerdings äußerlich nicht sichtbar. Um so stärker sprudelt aber die geistige Quelle. Die Gnaden, die wir hier erhalten, sind geistiger Art. Darin besteht die Eigenart unseres Heiligtums. Wir dürfen aber nicht erwarten, dass über Nacht eine Quelle aufspringt. Wir schauen einmal in die Heilige Schrift. Da ist die Rede von einem wunderbaren Teich. Der Volksglaube sagt, dass derjenige, der sich zuerst darin badet - insofern das Wasser in Bewegung ist -, geheilt würde. Nach dem Volksglauben geht also von jenem Wasser eine große Kraft aus. Deshalb ist auch von großem Interesse die Frage: Welche Kraft geht denn von hier, von diesem Heiligtum aus? Welches sind die Wallfahrtsgnaden, die die Gottesmutter hier austeilt?

In unserem Heiligtum vermittelt die Gottesmutter eine dreifache Wallfahrtsgnade

Es sind drei Gnaden.

Erste Gnade: Verständnis für geistige und geistliche Güter

Die Wallfahrtsgnaden dieses Heiligtums liegen zunächst nicht in der Heilung des Körpers oder in der Antwort auf wirtschaftliche Not. Ich sage absichtlich ‚zunächst‘; denn wir erhalten auch solche Gnaden, aber nicht zuerst. „Suchet zuerst das Reich Gottes ..." Das, was uns die Gottesmutter hier zunächst schenken will, ist das Verständnis für die geistigen Güter und geistlichen Güter. Und wenn wir dies erreicht haben, dann schenkt sie uns auch wirtschaftliche Güter.

Zweite Gnade:seelische Beheimatung

Die zweite Gnade, die uns die Gottesmutter hier anbietet, ist die seelische Beheimatung. Der heutige Mensch ist seelisch wurzellos, geistig heimatlos geworden. Dies hat verschiedene Ursachen. Heute ziehen so viel kranke Strömungen durch die Welt. Jeder, der besitzt, muss Furcht haben, dass er morgen alles verliert. Es hat noch nie eine Zeit gegeben, in der das Wort von der Eitelkeit so wahr geworden, wie gerade in der heutigen. Schauen wir einmal hinüber nach Deutschland. Der Großkapitalist hat alles verloren durch die Bomben und oft von heute auf morgen. Dies ist ein Symbol für alles, was augenblicklich in der Welt am Wanken ist. Wir haben heute noch zu essen, wissen aber nicht, wie es morgen ist. Diese Unsicherheit bringt unsere Seele in Erschütterung. Auch die Menschen sind so oberflächlich geworden. Sie fühlen sich heimatlos. Es gibt ein schönes Lied, da sagt der Dichter: „Ich kann nicht nach Hause, hab keine Heimat mehr." Das heißt: Ich habe kein Herz, das mich aufnimmt, das mich birgt, in das ich mich zurückziehen kann wie ein Vöglein in sein Nest. Und die Zeit sorgt, dass wir ohne Heim sind, ohne Heimat. Ein Schriftsteller vergleicht die heutige moderne Zeit mit den Krähen. Diese werden unruhig, wenn ein Ungewitter im Anzug ist. Auch durch die heutige Zeit geht ein Ungewitter, eine große Erschütterung. Wir Menschen sind selbst schuld. Die Krähen schreien. Der heutige Mensch schreit auch in Zeitungen, in politischen Sälen, bei den Wahlen und noch mehr, wenn es Krieg gibt. Wahrhaftig, die Krähen schreien so wie vor einem Ungewitter. Wehe dem, der in solchen Situationen keine Heimat hat! Damit ist nicht so sehr ein eigenes Haus, materielle Güter gemeint - diese sind an und für sich vergänglich -, sondern die Heimat im Herzen eines anderen.

Die Gottesmutter will dem heutigen Menschen die Gnade der Beheimatung schenken. Was verstehen wir nun darunter? Sie bietet dem heimatlosen Menschen ihr eigenes Herz als Heimat an. Es ist ein gütiges, liebendes, verstehendes Herz. Sie versteht alles, was ein Menschenherz bewegt; denn all dies hat auch ihr eigenes Herz bewegt. Nur eines hat sie nicht gekannt: Es ist die Sünde. Sie hat aber darum so viel gelitten, und zwar so, wie wenn sie selbst gesündigt hätte. Wir wissen, dass uns in diesem Mutterherzen das Heilandsherz entgegen schlägt, das Gottesherz. Welch ein Glück, in einem solchen Herzen geborgen zu sein! Wenn uns dann das Leben verschlingen möchte, wie froh sind wir dann, wenn wir uns in dieses Mutterherz zurückziehen können; denn es ist ja unser Heiligtum. Wer hier in diesem Heiligtum viel betet, wird nicht heimatlos. Weil wir aber noch so menschlich sind im Denken und Handeln, müssen wir dafür sorgen, dass wir in eines andern Menschen Herz Treue finden. Die Gottesmutter wird schon sorgen, dass uns das Herz unseres Mannes treu entgegenschlägt und auch das Herz unserer Kinder. Wenn sie uns aber enttäuschen, dann sorgt sie, dass diese Enttäuschung unser Herz nicht knickt, sondern dass wir uns tiefer in ihrem Herzen bergen als Ersatz. Das macht dann unser Herz weit und treu, so dass viele in meinem Herzen eine Heimat finden können.

Dritte Gnade: anderen Heimat bereiten

Wohl dem, der eine Heimat hat, und wer eine Heimat hat, soll andern Heimat sein. Dies verlangt die Gottesmutter von uns für die Verwurzelung in ihrem Herzen. Sie will uns ständig in ihr Herz aufnehmen und unser Herz in ihrem Herzen soll andern eine Heimat bieten. Wenn mich irgendein Herz in das seine aufgenommen, dann ist dies Symbol für das Aufgenommensein in das Herz der Gottesmutter.

Die Treue eines Menschen ist Symbol für die Treue der Gottesmutter. Wenn die Menschen mich enttäuschen, wenn sie mich ausbeuten, dann suche ich, durch diese Enttäuschungen nicht verbittert zu werden, sondern mich tiefer im Herzen der Gottesmutter zu bergen. Wenn wir die Heimatlosigkeit spüren, wenn wir erfahren, dass unsere Kinder heimatlos werden, wenn wir spüren, dass unser eigenes Volk in die Irre geführt wurde, wenn man kein Heim mehr kennt, wenn wir fühlen, dass die katholischen Ehen zerbrechen, weil es zwischen Mann und Frau keine Treue mehr gibt, wenn unsere Kinder keine passende Partie machen können, wo gehen wir dann hin? Zum Heiligtum der MTA. Dort bieten wir der Mutter unsere Hände an, die mit unserem ernsten Streben gefüllt sind, mit dem Bestreben, eine Heimat zu suchen und sie andern zu bereiten.

Glücklich der, der in heutiger Zeit eine Heimat hat und sucht, sie andern zu bereiten! Wohl dem, der in allen Situationen im Herzen der Gottesmutter seine Zuflucht sucht. Dort findet er, was er braucht.

Die Gottesmutter will uns also hier eine dreifache Gnade vermitteln: das Verständnis für geistige und geistliche Güter, die seelische Beheimatung in ihrem Herzen und das Heimat bereiten.

Ob sie uns aber diese Gnade gibt, hängt von uns ab, hängt davon ab, ob wir den Weg zu diesem Heiligtum finden. „Suchet und ihr werdet finden, bittet und ihr werdet empfangen."

3. Liebesbündnis

Vor drei Tagen kam ein Herr von Montevideo mit einem großen Blumenstrauß, um im Heiligtum mit der MTA das Liebesbündnis zu machen und zu unterschreiben. Ich frug ihn, warum er nach hier käme. Seine Antwort war: Ich möchte das Liebesbündnis mit der MTA unterzeichnen.

In diesem Herrn sehe ich die ganze Pfarrei versinnbildet, auch Tausende von Menschen, die im Laufe der Zeit zu diesem Heiligtum pilgern werden. Sie kommen alle mit einem Blumenstrauß. Sie kommen nicht mit leeren Händen, sondern mit gefüllten Händen. Sie wissen alle, dass sie der Gottesmutter etwas zum Bündnis mitbringen sollen. Jedes Bündnis setzt zwei Partner voraus. So auch in der Ehe. Beide bringen auch etwas mit in die Ehe. Also, dieser schlichte Mann wollte das Liebesbündnis unterzeichnen. Er wollte ein Aktenstück unterzeichnen. Sie werden sagen, wir haben noch nie ein Aktenstück gesehen.

Was bewirkt nun dieses Liebesbündnis in uns? Darüber wollen wir uns klar werden; denn als reife Menschen wollten wir nichts tun, was wir nicht verstehen.

Was verlangt dieses Liebesbündnis von uns? Wir sehen wiederum den Herrn mit dem Blumenstrauß vor uns. Auch wir wollen etwas mitbringen zum Liebesbündnis.

Was bedeutet dieses Liebesbündnis? Ich will Ihnen diese drei Fragen sehr einfach beantworten, denn viele verstehen noch nicht, was die Gottesmutter von diesem Heiligtum will.

Nach der Heiligen Schrift gibt es viele Liebesbündnisse oder besser gesagt, verschiedene Liebesbündnisse. Das erste Liebesbündnis fand statt zwischen Gott, Adam und Eva. Auf der einen Seite steht Gott und auf der andern der Mensch. Was will Gott dem Menschen schenken? Er hat ihm das göttliche Leben geschenkt und damit die Freiheit vom Triebleben. Sie sollten frei sein und frei bleiben vom Leid und niemals sterben. Und was sollten Adam und Eva tun? Nur ja sagen zu den Wünschen Gottes. Gott gab ihnen das herrliche Paradies. Die Arbeit ermüdete sie nicht, nur von einem Baume sollten sie nicht die Frucht essen. Das war das einzige, was Gott von ihnen verlangte: der ernste Wille, auf Gottes Willen einzugehen. Und Gott wollte ihnen dafür die Verewigung und Vollendung des Göttlichen geben. Ohne Sündenfall hätte es nur Freude und Frieden auf der Welt gegeben. Das niedere Leben hätte sich nicht gegen das höhere empört. Gott hat viel versprochen, aber der andere Partner versagte. Er hielt nicht das Versprechen. Deshalb war auch Gott nicht verpflichtet, das seine zu halten. Seit jener Zeit ist die Welt ein großes Kriegslager, ein Friedhof geworden. Seit jener Zeit existiert der Tod. Das ist eine Folge des gebrochenen Liebesbündnisses. Seitdem ist die Welt ein großes Schmerzenslager. Wenn die Menschen treu geblieben wären, dann gäbe es keine Tränen und keinen Schmerz. Auch das eigene Menschenherz ist ein großes Heerlager geworden. Es tobt in ihm der Kampf des Fleisches gegen den Geist. Alle anderen Kämpfe - auch der letzte Krieg - sind die Folgen eines gebrochenen Liebesbündnisses. Könnten wir alle Tränen seit jener Zeit sammeln, dann gäbe es ein ungeheures Tränenmeer. Und alles ist die Folge eines gebrochenen Liebesbündnisses.

Das zweite Liebesbündnis schloss Gott wieder mit einem Menschen. „Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft." Die beiden Bündnispartner sind Gott und die Gottesmutter, ein schlichtes Mägdlein. Was verspricht der lebendige Gott? Er verspricht, dass die Zweite Person der Gottheit sich niederlassen sollte im Schoße der Gebenedeiten. Das ewige Wort sollte Gestalt, Fleisch annehmen und die Welt erlösen. Und was sollte Maria schenken? Ihre Mithilfe zur Geburt der Zweiten Person der Dreifaltigkeit. Sie sollte ihn nähren und kleiden, ihn aufopfern auf Golgotha, sie sollte freiwillig mithelfen beim Erlösungswerk, um eine große Gnadenvermittlerin zu werden. Das war ein herrliches Liebesbündnis. Adam und Eva waren die Vertreter der Menschheit, auch unsere Vertreter. Und weil sie für uns das Liebesbündnis gebrochen, deshalb gibt es für uns so viel Leid. Die Gottesmutter hat aber das Liebesbündnis treu gehalten; sie hat es dem Heiland treu gehalten bis zum letzten Atemzug. Und das wurde auch uns zum Segen; denn sie hat es auch für uns geschlossen. Sie war ja unser Vertreter.

Wir sehen wiederum den schlichten Mann von Montevideo, der eigens nach hier kam, um mit der MTA das Liebesbündnis zu schließen und es zu unterzeichnen. Es war nicht das Liebesbündnis von Adam und Eva. Ob es das zweite Liebesbündnis ist? Suchen Sie selbst die Antwort. Doch vorher will ich euch noch etwas anderes erzählen.

Die Gottesmutter hat auch einmal ein Bündnis geschlossen im Jahre 1914, also vor kurzer Zeit. Es sind nun vierunddreißig Jahre her. Es ist das Liebesbündnis vom 18. Oktober 1914. Jetzt wisst ihr, um was es geht. Morgen haben wir den 18. Mai, also nicht den Jahrestag, sondern den Gedenktag jenes Liebesbündnisses. Die Gottesmutter hat es seinerzeit in Deutschland geschlossen und nachher allüberall in ihren Heiligtümern, wo sie sich niedergelassen.

Welches ist der Inhalt des Liebesbündnisses? Dieses Liebesbündnis ist gleich mit jenem: „Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft." Gott hatte versprochen, herniederzusteigen im Schoße der Gottesmutter. Er wollte diesen Schoß heiligen. So wollte sich die Gottesmutter auch niederlassen, hier auf diesem kleinen Fleckchen Erde, damit es heiliges Land werde. Sie hat versprochen, dass von diesem Fleckchen Erde aus eine heilige Bewegung ausgehe, die den neuen Menschen und eine neue Gesellschaftsordnung schafft. Sie wollte alle als Werkzeuge benutzen, die mit ihr das Liebesbündnis gemacht. Es ist also sehr ähnlich dem zweiten Liebesbündnis. Die beiden Bündnispartner sind einerseits eine kleine Gruppe von Jungen - unter diesen war auch ich; wir waren die Stellvertreter für euch alle, so wie auch die Gottesmutter die Stellvertreterin war -, andererseits war es die Gottesmutter. Wir unterschrieben dieses Liebesbündnis. Die Gottesmutter hat aber unter das Schriftstück die Namen all derer gesetzt, die einmal ein Liebesbündnis mit ihr eingingen. Unter diesen war auch dieser schlichte Mann von Montevideo. Das, was die Gottesmutter in jener Zeit gesehen, wollte er in Wirklichkeit drunter setzen. Wer ist nun von uns bereit, seinen Namen darunter zu setzen? Adam und Eva waren die Stellvertreter der ganzen Menschheit. Wir aber waren schon vertreten im Jahre 1914 von jenen, die im Laufe der Zeit das Liebesbündnis unterzeichnet.

Welche Pflichten schließt das Liebesbündnis in sich? Der schlichte Mann brachte einen Blumenstrauß. Dieser besteht in der vollständigen Hin- und Preisgabe. Das war auch die Gabe, die seinerzeit die Jungen der Gottesmutter anboten. Sie hat es aber auch von ihnen verlangt. Dies hat die Gottesmutter vom lieben Gott gelernt. Er sagte: Nichts ohne Maria!, und die Gottesmutter sagt: Nichts ohne uns, die wir berufen! Damals sprachen wir viel von Gnadenkapitalsbeiträgen. Wir sollen nun der Gottesmutter auch etwas anbieten.

Was besagt das Wort Liebesbündnis? Das, was der einfache Mann unterschreiben wollte. Ist es das von 1914? Wer ist von uns dazu berufen? Bevor ihr antwortet, will ich euch noch etwas von der Geschichte des Liebesbündnisses erzählen.

Haben wir das Liebesbündnis von 1914 gebrochen wie Adam und Eva das ihre, oder sind wir ihm treu geblieben? Ja, wir sind ihm treu geblieben, aber nicht vollkommen, weil wir halt armselige Menschlein sind. Es waren wenige, die es damals verstanden haben oder ganz verstanden haben. Einer von den letzteren steht jetzt im Rufe der Heiligkeit. Er dankt seine Größe dem Liebesbündnis. Andere dagegen blieben weit zurück. Viele sind dem Bündnis treu geblieben und haben sich so ganz der Gottesmutter geweiht, und sie ist ihnen auch treu geblieben, und zwar in dem Maße als sie ihre Weihe ernst genommen.

Die Gottesmutter hat sich niedergelassen und zog viele an sich, die dem Beispiel der Jungen folgten. Im Jahre 1939 haben sich die Nationalsozialisten ganz nahe beim Heiligtum niedergelassen. Es war so, wie wenn der Teufel da wäre und Feuer speite. Diejenigen, die das Liebesbündnis gemacht, waren sich voll und ganz bewusst, dass sie etwas Besonderes tun müssten, um die Macht des Teufels zu brechen durch die Gottesmutter. Sie sind hingegangen und haben der Gottesmutter Blankovollmacht gegeben. Sie haben der Gottesmutter gesagt: Du aber bleibe an diesem Plätzchen und nimm tiefer und ernster unser Liebesbündnis an. Du musst sorgen, dass des Teufels Macht gebrochen wird, besonders in der Nähe des Heilandes, aber auch allüberall, wo die Bewegung existiert.

Im Mai 1939 wurde das Studienheim von den Nazis belegt. Dann haben sich in einer dunklen Nacht mehrere edle Personen zusammen gefunden, ums Kapellchen eine Kette gebildet und der Gottesmutter geschworen, dass kein Nazi über die Schwelle des Heiligtums dürfe, es sei denn über ihre Leichen. Erinnert ihr euch an den Rütlischwur der Schweizer? Die Schweiz sollte von den Österreichern besetzt werden. Da versammelten sich die Schweizer auf dem Rütli und machten mit Gott ein Liebesbündnis. Sie sagten: Wir halten zusammen. Der Feind darf nicht im Land bleiben. Dafür geben wir unser Blut.

Wir dürfen das Liebesbündnis von 1914 und 1939 auffassen wie den Rütlischwur. Die damals das Liebesbündnis machten, blieben ihm treu wie die Eidgenossen dem Rütlischwur. Es haben auch einige das angebotene Leben gelassen. Jene Kette, jener Ring, den sie damals ums Kapellchen gebildet, ist Symbol für die ganze Generation. Die Gottesmutter hat darauf geantwortet und herrliche Siege über den Teufel davongetragen. Der Nationalsozialismus hat die Schönstattbewegung unterdrückt und verfolgt. Es war alles umsonst. Die Gottesmutter ist uns treu geblieben, weil wir ihr treu geblieben.

Aber das Liebesbündnis war noch nicht vollkommen. Es wurde erst vollkommen am 18. Oktober 1944 im KZ in Dachau. Wir sagten uns, wir haben noch nicht das Letzte gegeben. 1939 haben wir der Gottesmutter gesagt, dass wir ihr blindlings zu Diensten sind. Danach hat der Nazismus mit allen Kräften gegen uns gearbeitet, und da setzten wir im KZ die letzten und höchsten Akte: die Inscriptio. Wir haben unsere Namen tief ins Herz der Gottesmutter geschrieben und ihr nicht nur gesagt: Wir sind zu allem bereit, benutze uns, sondern wir haben um großes Leid und um großen Schmerz gebeten, wenn es so in Gottes Plan vorgesehen war. Also, wirf uns ins Konzentrationslager, morde uns, usw. Und damit wurde das Liebesbündnis zum vollkommenen und die Gottesmutter trat in der ganzen Welt ihren Siegeszug an.

Wir sehen wiederum den schlichten Mann vor uns. Welche Gründungsurkunde hat er unterschrieben? Was besagt dieses Liebesbündnis? Die Gottesmutter verlangte unsere Mithilfe. Wir sollen ihr hier große Aufgaben lösen helfen. Deshalb gehört es sich, dass ihr morgen mit der Gottesmutter ein Liebesbündnis schließt. Ihr müsst aber einen Blumenstrauß mitbringen. Das ist eure Hilfsbereitschaft. Fragen wir uns, ob wir schon fähig sind, die Gründungsurkunde von 1944 zu unterschreiben. So leicht sagen wir doch nicht, nimm hin mein Leben, besonders wenn der Tod näher rückt. Wer hat den Mut, das Liebesbündnis zu unterschreiben? Dann müssen wir auf viele Bequemlichkeiten verzichten, aber es ruht auch viel, viel Segen darauf, nicht nur auf uns, sondern auch auf unseren Kindern und Kindeskindern, ja, auf dem ganzen Land. Oder wagt jemand, die Hand auszustrecken nach der dritten Gründungsurkunde? Dann bringt er einen herrlichen Blumenstrauß mit. Dann bittet er um Kreuz und Leid.

Nur um der Gottesmutter den Siegeszug vorzubereiten, reise ich von Land zu Land. Fast kann ich sagen, dass ich der Reichskanzler, der Außenminister der MTA bin. Überall wo ich hinkomme, bereite ich den Boden für Heiligtümer vor. Aber ihr wisst noch nicht, was die Gottesmutter von diesen Heiligtümern aus will, besonders von unserem Heiligtum, das ihr seit 1943 unter euch habt. Wir wollen wie Petrus ausrufen: „Geh weg von mir, oh Herr, denn ich bin ein sündiger Mensch. "Die Gottesmutter möchte, dass sich hier das Liebesbündnis von der Verkündigung wiederholt. Wir brauchen nur eine Frage zu beantworten: Was besagt das Liebesbündnis? Dann wissen wir, was wir morgen versprechen und was die Gottesmutter uns verspricht. Vielleicht ist alles, was ich euch gesagt, sehr trocken. Ich wollte nicht für das Herz sprechen, sondern für den Verstand. Es war mehr für die Männer.

Was bewirkt nun das Liebesbündnis? Wenn ihr wollt, dann gebe ich noch diesbezüglich einige Punkte an.

Das Liebesbündnis schenkt uns

1. eine unendliche Lebenssicherheit

2. eine unendliche Lebensfülle

3. eine ausgesprochene Lebensfreude.

So schlicht ich anfing, so schlicht möchte ich auch schließen. Ich möchte nur die Gottesmutter bitten, dass sie die Hände faltet und den Heiligen Geist bittet, er möge recht viele aus euch zum Liebesbündnis berufen. Ich möchte auch bitten, mit mir zu beten wer sich angeregt fühlt: „Macht euch keine Sorgen ..." Mein einziger Wunsch ist nur, dass auch hier das Liebesbündnis geschlossen wird. Die Bedingungen sehen wir in der Gründungsurkunde: „Ich liebe die, die mich lieben ..." Wir wollen die Gottesmutter lieben, damit sie uns die Gnade erbittet, dass recht viele in das Liebesbündnis hineinbezogen werden zum Segen für die ganze Bevölkerung.

4. Es gibt im Reiche Gottes Orte, wo die Christus- und Mariensonne fruchtbarer wirken

Heute (18. Mai 1948)  ist ein besonderer Gnadentag für die Pfarrei: Wir feiern den 18. Der 18. jeden Monats ist für uns nicht nur ein Erinnerungstag, sondern auch ein Erneuerungstag, eine Erneuerung unseres Liebesbündnisses, das die Gottesmutter am 18. Oktober 1914 mit Schönstatt geschlossen, nun aber auch hier mit uns schließen möchte. Es ist somit eine Erweiterung jenes Liebesbündnisses.

Nun wollen wir uns erinnern, was wir gestern abend gehört. Es steht vor uns der schlichte Mann mit dem Blumenstrauß, der das Liebesbündnis unterschreiben wollte. Bin auch ich dazu berufen, es zu unterschreiben? Nicht alle sind dazu berufen. Das ist schon eine große Gnade, die wir uns aber erbetteln wollen, nämlich, das tiefe Verständnis für alles, was uns die Gottesmutter hier in ihrem Heiligtum schenken möchte. Die Gottesmutter will aber nicht nur schenken, sondern auch empfangen. Und darin liegt der besondere Charakter dieses Heiligtums.

Als der liebe Gott die Welt erschuf, standen im Mittelpunkt der Heiland und die Gottesmutter. Den Menschen schuf er nach seinem Ebenbilde, den Mann nach dem Vorbild des Heilandes und die Frau nach dem Vorbild der Gottesmutter. So wie die Gottesmutter in geheimnisvoller Beziehung zum Heiland stand, so sollen auch Mann und Frau in der Ehe zueinander stehen. Der heilige Paulus vergleicht die Beziehungen zwischen dem Heiland und der Kirche mit einer Ehe.

Dies heißt für uns, dass eben der Heiland und die Gottesmutter im Zentrum unseres Lebens stehen sollen. Der Heiland ist die große Sonne. Daran hat sich Maria, die kleine Sonne angezündet. Und so wie die Sonne verschieden wirkt, so auch der Heiland und die Gottesmutter in der Welt. Es gibt Gegenden, wo die Sonne reichere und herrlichere Früchte zeitigt und Gegenden, die unfruchtbar sind. So auch im Reich Gottes. Wo viel Christussonne, da viel christliches Leben. Es gibt im Reiche Gottes auch Orte, wo die doppelte Sonne, die Christus- und Mariensonne wirkt. Diese nennen wir Gnadenorte. Und einen solchen Gnadenort haben wir auch in unserer Mitte. Hier leuchtet die Sonne anders als an anderen Orten. Hier scheint sie wärmer, leuchtender und wirkt fruchtbarer. Was das bedeutet? Ich gehe irgendwo hin, um zu beten mit großer Andacht, mit der ganzen Glut meines Herzens und komme nach hier und bete dasselbe. Wo werde ich nun mehr Gnaden empfangen? Dort, wo die Sonne heller scheint. Es gibt für die verschiedenen Krankheiten entsprechende Kurorte. So auch für seelische Krankheiten. Ein solch besonderer Kurort ist auch unser Heiligtum.

Welche besonderen Wallfahrtsgnaden schenkt uns die Gottesmutter hier? Jetzt darf ich erinnern an gestern abend an das Liebesbündnis, das Adam und Eva geschlossen haben mit Gott. Tiefe Wehmut erfüllt uns, weil Adam und Eva nicht nur für sich das Liebesbündnis brachen, sondern auch für all ihre Nachfolger, also auch für uns. Deswegen ist die Erde ein Wüstental geworden. Dann hat der liebe Gott nach Jahrtausenden versucht, ein Liebesbündnis mit der Gottesmutter zu schließen. Sie aber ist diesem Bündnis treu geblieben. Sie hat es auch in unserem Namen geschlossen, im Jahre 1914 mit Schönstatt und im Jahre 1943 mit hier.

Was will die Gottesmutter hier? Einen neuen Paradieseszustand wieder herstellen. Sie möchte uns helfen, dass wir das Paradies haben, wie es Adam und Eva vor dem Sündenfall hatten. Worin bestand der Paradieseszustand? Adam und Eva waren tief im Herzen Gottes verwurzelt und beheimatet durch die heiligmachende Gnade. Der liebe Gott verkehrte mit ihnen, wie wir unter uns verkehren. Und das ist die erste große Gnade, die der liebe Gott uns hier schenken möchte. Wir sollen im Herzen der Gottesmutter eine Heimat finden. So ist die Gottesmutter ein Überbleibsel des Paradieses, eine Frucht des Paradieses. Wo sie erscheint, möchte sie ein Paradies schaffen und Paradiesesmenschen. Sie sollen ständig und tief im Herzen Gottes beheimatet sein.

Welches ist nun die zweite Eigenschaft des Paradiesesmenschen? Er kannte keine böse Begierlichkeit, deshalb herrschte vollkommene Harmonie zwischen dem Trieb- und Geistesmenschen. Wir sehen die Gottesmutter als die große Immakulata vor uns. Und wie ist es bei uns? Ein Dichter schreibt: "Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust ..." Wir möchten das Gute, tun aber das Böse. Die eine Seele zieht nach oben und die andere nach unten. Der Zustand Adams und Evas vor dem Sündenfall war ein glücklicher. Wenn nun die Gottesmutter als die kleine Sonne mit der großen Sonne hier besonders leuchtet, so möchte sie uns die große Gnade der seelischen Umwandlung schenken. Wir sollen in ihr und durch sie im Heiland ein Paradiesesmensch werden. Das ist die zweite große Gnade, die sie uns hier vermitteln will: die Gnade der seelischen Umwandlung.

Nun die dritte Gnade. Schauen wir wiederum ins Paradiesesland. Adam und Eva sollten Kinder erzeugen, aber gleichzeitig auch das göttliche Leben weiterleiten. So konnten sie in einzigartiger Weise fruchtbar sein. Erstens im leiblichen Kind und zweitens im geistigen Kind. Und diese doppelte Fruchtbarkeit ist die dritte Gnade, die uns die Gottesmutter hier schenken will an diesem Ort. Zunächst ist sie zu verstehen als geistige Fruchtbarkeit, aber auch als körperliche.

Hier scheint die Sonne wärmer und heller als an anderen Orten. Ob wir uns nun diese Sonnenstrahlen schenken lassen wollen, die dreifache Wallfahrtsgnade, die uns zu Paradiesesmenschen umformen will inmitten einer Hölle? Es gibt heute auch Höllenmenschen, und wenn wir uns nicht alle bemühen, Paradiesesmenschen zu werden, dann werden wir morgen Höllenmenschen.

Was müssen wir mitbringen, damit die Gottesmutter so ihre Sonne strahlen lässt? Es sind drei Sachen, die wir mitzubringen haben:

  1. Die Sehnsucht nach der seelischen Beheimatung in Gott,
  2. die Sehnsucht nach dem Paradies und Paradiesesmenschen, die Sehnsucht nach der seelischen Umwandlung und seelischen Geschlossenheit,
  3. die Sehnsucht nach Fruchtbarkeit in geistiger und körperlicher Hinsicht. Alle, die mich umgeben, sollen mit hineinbezogen werden in das Liebesbündnis.

 

So muss unser Blumenstrauß aussehen. Und nun wollen wir fest vertrauen, dass uns die Gottesmutter diese dreifache Gnade schenkt und in unserem Leben fruchtbar macht. Wir können tausendmal zum Heiligtum kommen, wenn wir aber nicht dieses Vertrauen mitbringen, dann dürfen wir auch nicht erwarten, dass uns die Gottesmutter diese Gnaden schenkt.

Hören Sie nun einmal, was die Legende vom seligen Hermann Josef erzählt. Er hatte eine tiefe Liebe zur Gottesmutter. Seine Eltern waren arm. Wenn er sah, wie die anderen Kinder gekleidet waren und welche Brote sie mit zur Schule brachten, wurde er wehmütig gestimmt. So hat er sich daran gewöhnt, alle seine kleinen Nöte der Gottesmutter zu sagen. So hat er ihr auch erzählt, dass seine Kameraden besser gekleidet und größere Butterbrote hatten als er. Vertrauensvoll hat er ihr gesagt: Du musst sorgen für das, wofür meine Eltern nicht sorgen können. Diese kindliche Bitte trug er ihr besonders in der Kirche vor ihrem Bilde vor. Die Gottesmutter antwortete ihm: Schau da, diesen Stein, nimm ihn auf, und darunter findest du alles, was du brauchst. Der Kleine fand auch alles, weil er blind vertraute. Als die anderen Kinder das merkten, gingen sie ihm nach und versteckten sich im Beichtstuhl. Von hier aus beobachteten sie ihn. Als der Kleine fort war, gingen auch sie hin und hoben diesen Stein auf, aber sie haben nichts gefunden. Wo lag der Unterschied? Der Kleine war von der Gottesmutter berufen, und er kam voll Vertrauen. Wir brauchen keinen Stein. Wir wissen, was uns die Gottesmutter hier schenken will. Was müssen wir mitbringen? Ein großes Vertrauen. Mater habebit curam.

Wir denken wieder an den Blumenstrauß. Er muss verschiedenfarbig sein. Er muss enthalten: ein großes, starkes Vertrauen, eine tiefe Sehnsucht nach der Beheimatung in Gott und des seelischen Gewandeltwerdens und das ernste Streben, für alles Gute und Edle einzutreten. Eigentlich müsste ich erst jetzt anfangen. Was ich aber jetzt nicht sagen kann, muss Ihnen die Gottesmutter sagen. So wird der heutige Tag nicht nur ein Erinnerungstag sein, sondern auch ein großer Gnadentag.

Im Heiligtum: Was erhalten wir? Was bringen wir mit?

Hinaus in die dunkle Nacht flutet von unserem kleinen Heiligtum aus ein Lichtermeer. Es durchdringt die Dunkelheit und möchte überall Licht anzünden. Und die hier wohnt, hat an die Stirn des Heiligtums ihren Namen geschrieben. Sie nannte sich: „Mater ter Admirabilis". Es steht auch ein anderes Bild vor uns. Es ist das Bild des apokalyptischen Weibes, das von der Sonne umgeben, von Licht umflossen, eine Sternenkrone auf dem Haupte, den Mond unter den Füßen, vor uns steht. Kaum erscheint sie irgendwo, da ist auch schon ihr Widersacher, der Teufel zur Stelle mit seinem ganzen Anhang. Und dann beginnt der Kampf. Die beiden bekämpfen sich dauernd. Auf der einen Seite ist es das Sonnenweib, auf der anderen Seite der Teufel.

Vorn am Kapellchen steht geschrieben: „Descienda, Maria!" Am 11. Oktober 1937 legte euer Hochwürdiger Herr Pfarrer so ganz spontan die Pfarrgemeinde der lieben Mater ter Admirabilis zu Füßen und hat sie ihr geweiht. Und die liebe Gottesmutter hat auf diese Weihe geantwortet. Im Jahre 1943 stieg sie in dieses Heiligtum nieder, nahm Besitz davon. Noch vor kurzer Zeit, es war im August letzten Jahres, da haben wir uns an diesem Orte zu einer Feierstunde versammelt. Wir beteten und riefen dasselbe aus wie im Jahre 1914. „Descienda, Maria!" Sie hat sich dann auch wirklich hier niedergelassen und will hier unter uns sein und wirken als das apokalyptische Weib, um die Macht des Teufels zu brechen und um hier einen Staat von katholischen Persönlichkeiten zu formen. Im Jahre 1943 hat die MTA mit dieser Gemeinde ein Liebesbündnis geschlossen. Es ist dasselbe wie das, das 1914 in Schönstatt geschlossen wurde. Die Gottesmutter hat sich verpflichtet, sich hier niederzulassen und von hier aus eine Erneuerungsbewegung zu inszenieren und die Instrumente, die sich ihr freiwillig anbieten, zu benutzen für ihre Wirksamkeit. Sie beruft uns alle dazu, jeden einzelnen von uns.

„Descienda" ist unser Flehruf. Und die Gottesmutter antwortet: Volk, ich steige hernieder in dieses Kapellchen. Sie verlangt aber, dass wir hinaufsteigen. Sie erwartet und sucht Menschen in dieser Pfarrei, die mit ihr ein Liebesbündnis eingehen wollen wie die jungen Studenten in Europa. Ob ihr Ruf gehört wird? Es gibt heute so viele Stimmen in der Welt, so viele Propheten und Erlöser, so dass die Stimme des Heilandes und der Gottesmutter so leicht überhört wird. Alle aber, die bereit sind, die Stimme zu hören, hören zwei Antworten:

Das erste Wort gibt Antwort auf die Frage: Was erhalten wir von der Gottesmutter im Liebesbündnis?

Das zweite Wort gibt Antwort auf die Frage: Was bringen wir mit zum Liebesbündnis?

Zur ersten Antwort:

Die Gottesmutter bietet uns vier Güter an:

  1. Lebenssicherheit
  2. Lebensfülle
  3. Lebensfreude
  4. Lebensfruchtbarkeit

 

Vielleicht empfinden wir gar nicht, dass wir in einer Revolutionszeit leben. Es hat kaum eine Zeitepoche in der Weltgeschichte gegeben, die so ungesichert war wie die heutige. Mit Recht nennt man dieses Zeitalter das Atombombenzeitalter. Das, was wir von Japan wissen, lässt uns erzittern. Wenn wir uns besinnen und uns fragen, wie für uns die Lebensunsicherheit aussieht, so müssen wir uns sagen:

  • unsicher ist unser religiöses Leben
  • unsicher unser sittliches Leben
  • unsicher unser wirtschaftliches Leben
  • unsicher unser gesundheitliches Leben.

Wir leben in einer Zeit der Gottesferne. Wir hören, dass die Religion Opium für das Volk ist und deshalb der Ruf: Weg mit der Religion, weg mit Gott! Dieser Glaube hindert, diese Erde in ein Paradies zu verwandeln. Heute haben wir vielleicht noch die Widerstandskraft, aber der Glaube ist schon erschüttert. Es scheint, als ob Gott schliefe. Wie viel schreiende Ungerechtigkeit gibt es, und nicht selten sind es diejenigen, die auf Gottes Seite stehen, die angefochten werden. Warum gibt es so viel Elend auf der Welt? Schon der heilige Augustinus erlebte an sich dieses schwere Problem. Er vergleicht die Weltgeschichte mit einem großen Teppich. Die Rückseite bildet ein großes Durcheinander. Dies ist das Weltbild von unserer Seite aus gesehen. Heute sehen wir dies in ausgezeichneter Weise. Augustinus weist aber auch auf die rechte Seite hin, auf die wunderbare Harmonie. Diese kann aber nur derjenige sehen, der hinter allem den gütigen Vatergott sieht. Kennen wir nicht auch in unseren Reihen Menschen, die früher einen großen Glauben hatten und im katholischen Leben die Ersten waren, und heute? Wie kalt, wenn nicht sogar gott- und religionslos geworden! Und wer ein solches Leben geführt, was mag ihn nach dem Tode erwarten?

Die Gottesmutter will all denjenigen, die mit ihr ein Liebesbündnis schließen, Lebenssicherheit geben. In Schönstatt steht um das Bild das gleiche Wort wie hier: „Servus Mariae nunquam peribit." Das will heißen, wer mit der Gottesmutter ein Liebesbündnis geschlossen hat, hat die Sicherheit, dass er in den Himmel kommt. Wir alle, Väter und Mütter, die wir Verantwortung und Sorge für unsere Nachkommenschaft tragen, leben in der Sorge: Was wird aus unseren Kindern werden, wenn wir sie hinausschicken müssen in den Lebenskampf? Dafür gibt es nur eine Antwort: Sorgt dafür, dass eure Kinder mit der Gottesmutter ein Liebesbündnis schließen. Das ist das beste Mittel, um ein gutes und religiöses Leben zu führen und um in den Himmel zu kommen. Die Sicherung unseres religiösen Lebens ist die größte Gnade. Seitdem ich dieses Geheimnis verstehe, darf ich bekennen, dass ich nur eine Aufgabe kenne, nämlich alle, die mir der liebe Gott anvertraut, zur Gottesmutter zu führen.

Schauen wir wiederum ins Leben. Da sehen und erleben wir auch eine sittliche Unsicherheit. Es wurden nicht nur die drei ersten Gesetzesparagraphen zertrümmert, sondern auch alle andern, und es scheint, als ob es überhaupt keine Gebote mehr gäbe. Wir müssen Angst haben, dass auch wir diesen Strömungen zum Opfer fallen. Große Männer und Frauen sagen uns, dass das einzige Rettungsmittel nur das Liebesbündnis mit dem lieben Gott und der Gottesmutter sei.

Wir denken auch an die wirtschaftliche Ungesichertheit unserer Familie und unserer Kinder. Heute gibt es keine absolute Sicherheit mehr. Die Gesellschaftsordnung kann heute oder morgen über den Haufen geworfen werden. Banken, auf denen wir unser Geld haben, können plötzlich geschlossen werden. Dies sind alles Dinge, die wir in Europa sehr oft erfahren haben. Heute reich und morgen arm. Viele von uns stürzen sich in das Vergnügen und wollen die Gefahr nicht sehen. Auch hier ist das einzige Sicherungsmittel das Liebesbündnis. So wie die Gottesmutter auf der Hochzeit von Kana und uns persönlich in Dachau geholfen hat, so wird sie uns auch hier in unseren Nöten helfen.

So wollen wir auch das Wort verstehen: Servus Mariae ... Das Liebesbündnis gibt uns die Sicherheit. Die Gottesmutter verlangt aber auch Gegengeschenke. Sie verlangt:

1. unser Herz,

2. unsere Mithilfe bei der Besiegung des Teufels und der Errichtung des Gottesreiches im eigenen Herzen, im Kreise unserer Familie, im Beruf, im Freundeskreis, überall, wo wir gehen und stehen.

Die Gottesmutter will aber nicht nur beschenkt werden, sondern sie will auch verschenkt werden. Das heißt, wir sollen helfen, dass die Marienliebe verbreitet wird. Dies verlangt aber ein unbesiegbares Vertrauen in allen Schwierigkeiten. Das ist das Liebesbündnis, das die Gottesmutter heute mit allen schließen möchte. Wir können es vergleichen mit dem Bündnis, das die Schweizer Eidgenossen mit Gott geschlossen. Sie haben geschworen, Blut und Leben herzugeben, um den Feind, den Österreicher, aus dem Land zu werfen. Und es ist ihnen geglückt.

Anfangs der letzten Revolution - ich war im Konzentrationslager in Dachau -, da musste ich mich all der vielen Seelen erinnern, die mir anvertraut und die sich in der größten Gefahr befanden. Trotzdem blieb ich ruhig und sorgte mich keinen Augenblick um sie, weil ich überzeugt war, dass sie wegen des geschlossenen Liebesbündnisses mit der Gottesmutter von ihr behütet wurden.

Ich möchte diesen Akt beschließen mit dem Gebet, das ich damals machte und betete, und eingehen auf das Liebesbündnis, das die Pfarrei im Jahre 1937 mit der Gottesmutter machte. Mögen alle, die im Jahre 1943 das „Descienda" erlebten, mit mir beten:

„Sie haben einen Bund mit dir geschlossen.
Mög fest er bleiben, wie aus Erz gegossen:
Dann weiß ich sie in sicherer, treuer Hut
und fürchte nicht der Sintflut wilde Wut.
Du wirst sie alle siegreich heimwärts bringen,
zum Vater, dass dem Lamm sie Lieder singen.
Ich glaube fest, dass nie zugrunde geht,
wer treu zu seinem Liebesbündnis steht."

 


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