Der Pädagogische Ansatz: Bildung des „Neuen Menschen“ in der neuen Gemeinschaft

Der pädagogische Ansatz Schönstatts ist Teil seines ureigenen Selbstverständnisses. Die Schönstattbewegung versteht sich von daher als eine Erzieher- und Erziehungsbewegung.

Pater Kentenich war von tiefen Liebe zur Gottesmutter Maria erfüllt, die er als Pädagogin eigener Art für den Menschen heute erlebte und kündete;  beseelt von einer großen Vision für die Zukunft von Kirche und Gesellschaft, setzte er sich leidenschaftlich ein für einen neuen Ansatz in der Erziehung  freier , pluralismus- und beziehungsfähiger Persönlichkeiten. Im Laufe seine Lebens entwickelte er aus einem feinen psychologisches Gespür heraus ein psychopädagogisch-organisches Menschenbild. Auf diesen Grundlagen entstand später sein Konzept von Erziehung in Liebe durch Vertrauen, Freiheit, Bindung und Orientierung an Idealen. Derart geprägt sollte der Mensch befähigt werden, im Bündnis mit Gott durch Maria zu leben und zu einer schöpferischen Einheit mit seinen Mitmenschen und seiner Umwelt zu werden.

Angesichts der schwindenden Fähigkeit des heutigen Menschen zu lieben, infolge der Trennung von Glaube und Leben, strebte Pater Kentenich für jeden Mann und jede Frau an,  eine neue Form von Würde zu erfahren. Dieses neue Würdebewusstsein versteht er als Erfahrung, die sich aus dem Bewusstsein speist, geliebt zu sein und dem Wissen, dass man  persönlich durch den Gott ins Leben gerufen wurde,  der die Liebe ist.

In diesem Kontext gestaltet sich seine Pädagogik zu einem Weg, die Menschen ganzheitlich zu formen, damit sie innerlich freie und unabhängige Männer und Frauen werden, die fähig sind in der Gesellschaft solidarisch, verantwortungsvoll und mit professioneller Stringenz - vor allem aber mit Liebe - zu wirken.

Allgemeine Prinzipien der Pädagogik von Pater Josef Kentenichs

Vertrauenspädagogik

Es handelt sich hierbei um eine Pädagogik, die unter Wertschätzung der Originalität und des individuellen Wachstumsprozesses jedes Kindes oder Erwachsenen alle Aspekte seiner Persönlichkeit zur vollen Entfaltung bringen möchte (intellektuell, emotional, willensmäßig, physisch, sozial, künstlerisch und geistlich). Das erzieherische Umfeld, das sich durch den familiären Geist, die positive Grundstimmung, das Zufluchtsort-Bieten und den gelebten Dialog auszeichnet, wird die motivationalen Kräfte des Kindes oder Erwachsenen wecken, seine Kreativität fördern und den Anspruch gute Arbeit zu leisten stärken.

Bindungspädagogik

Hierbei handelt es sich um eine Pädagogik, welche die Beziehungen der Schüler unter sich, mit den Erziehern, mit ihrem Umfeld und mit Gott in den Blick nimmt. Es sollen gesunde und tiefe Bindungen geschaffen werden, da sie die Grundlage für eine harmonische Entwicklung jedes Menschen bilden. Die Haltung, die aus diesen Bindungen hervorgeht, soll im Schüler die Kraft wecken, höchste Werte anzustreben und ihm helfen, seinen Platz in der Welt zu finden.

Freiheitspädagogik

Dies ist die Pädagogik, die - mit Rücksicht auf die Würde jedes Menschen - in ihm die Fähigkeit ausbildet, sich für die Liebe, die Wahrheit, das Gute und das Schöne zu entscheiden und dem Nächsten gegenüber sein Wort zu halten.

Idealpädagogik

Es ist die Pädagogik, die bei den tiefen Sehnsüchten und persönlichen Vorlieben des Schülers ansetzt und sich  am Erreichen der höchsten Ideale ausrichtet. Die Idealpädagogik knüpft an die menschliche Fähigkeit an, sich in seiner Gemeinschaft verantwortungsvoll zu engagieren, das Beste von sich selbst einzubringen und den Plan seiner menschlichen und christlichen Berufung in Fülle zu verwirklichen.

Die Systematisierung dieser  pädagogischen Leitsterne beschreibt einen lebendigen Prozess; es handelt es sich hier um Teilaspekte eines großen Ganzen. Beim Beschreiben unterscheiden wir zum besseren Verständnis Realitäten, die eng miteinander verflochten sind und sich wechselseitig ergänzen.

Der pädagogische Ansatz von Schönstatt  konkretisiert sich in pädagogischen Konzepten für die Erziehung von Kindern und Jugendlichen in der Familie, in Kindergärten, Schulen und in der Ausbildung im kirchlichen und betrieblichen Umfeld. Darüber hinaus findet er in der zwischenmenschlichen Kommunikation, in Führungspositionen, in der Politik und im sozialen Engagement Anwendung.

Quellen:
Tiempos más nuevos, Madrid
P. Guillermo Carmona: La pedagogía de Schoenstatt.
Übersetzung: Julia Götz, Fulda


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