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27. September 2010 | International | 

Ouaga 2000


Empfang in ManegaBURKINA FASO/DEUTSCHLAND, Michael Ragsch. Große Ehre für den Patris Verlag: Beim Weltkongress der Katholischen Weltunion der Presse (UCIP) wurden gleich zwei Werke aus dem Angebot des Verlags für ihren Beitrag zum interreligiösen Dialog ausgezeichnet. Die Preisträger sind Martin Lohmann („Perlenschnur und Rosenkranz") und Reinhard Neudecker („Die vielen Gesichter des einen Gottes"). Geschäftsführer P. Rudolf Ammann und Michael Ragsch aus der basis-Redaktion haben den Patris Verlag beim Kongress in Ouagadougou, der Hauptstadt des westafrikanischen Staates Burkina Faso, vertreten. Hier einige Eindrücke.

Ouagadougou, 18. September 2010.

Michael Ragsch vor dem Kongresszentrum in Ouaga 2000Der Abend ist noch jung, doch draußen ist es bereits dunkel. Es ist heiß in der Kirche, die bis auf den letzten Platz besetzt ist. Alle Fenster sind geöffnet, und an der Decke drehen sich die Rotorblätter großer Ventilatoren. Auf einmal ist es auch in der Kirche dunkel. Und die Ventilatoren drehen sich langsamer, immer langsamer. Ein Stromausfall - nicht der erste während unseres Aufenthalts. Dabei war die Messe beinahe vorbei, nur ein paar Verkündigungen und der Segen stehen noch aus. Der Priester bleibt ganz ruhig stehen. Minutenlang. Seine Umrisse kann man erkennen, schließlich brennt noch die eine oder andere Kerze. Ich weiß nicht, wie es dann angefangen hat, aber eins weiß ich: Es hat angefangen. Auf einmal wird die finstere Kirche ein Ort heller Lebensfreude. Die Menschen singen, die Menschen tanzen. Bis irgendwann das Licht wieder angeht. Um ehrlich zu sein: Meinetwegen hätte der Strom an diesem Abend noch eine längere Auszeit nehmen können. Die Messen in Burkina Faso mit den brillanten Chören und dominanten Trommeln waren Ereignisse, die sich fast der Beschreibung entziehen. Muss man das erlebt haben? Seien wir ehrlich: Wer kommt schon nach Burkina Faso, in eins der ärmsten Länder der Welt? Welcher Europäer setzt sich der brütenden Hitze und den Insekten aus? Christoph Schlingensief, der kürzlich verstorbene Regisseur, hatte sein Herz an dieses Land verloren, dem er ein Opernhaus schenken wollte. Er war eine Ausnahme, so wie wir eine Ausnahme waren. Und so haben wir immer wieder bedauert, dass die große Mehrheit der Teilnehmer des Presse-Weltkongresses Afrikaner waren. Europa hat sich vornehm zurückgehalten.

Ein Weltereignis für Burkina Faso

 OuagadougouAber für Burkina Faso war dieser Kongress in der Tat ein Weltereignis. Zur Eröffnung kam sogar Präsident Blaise Compaoré. Zum ersten Mal überhaupt hat die Katholische Weltunion der Presse einen Kongress in Afrika abgehalten, und so sprach UCIP-Generalsekretär Joseph Calstas-Chittilappilly von einem der „revolutionären Kongresse" in der Geschichte der Organisation. Thematisch drehte sich fast alles um Gerechtigkeit und Frieden und die Rolle der Presse beim Kampf um diese unverzichtbaren Güter.

„Man darf die Medien nicht nur an ihrem wirtschaftlichen Nutzen messen", mahnte Alexandre Le Grand Rouamba, der Chef des Organisationskomitees. Eine wahrhaft universelle Botschaft.

Auf zwei Rädern unterwegs

Aufzwei Rädern unterwegsWir waren zur Regenzeit in Ouagadougou, und wir hatten Respekt vor dieser Jahreszeit. Im vergangenen Jahr haben Überschwemmungen schwere Schäden in der Faso-Hauptstadt angerichtet, der September 2010 zeigt sich aber freundlich. Dankbar heißt man die gelegentlich erscheinenden Wolken willkommen, denn die Sonne brennt unerbittlich. Wir waren in einem Hotel im Stadtteil Ouaga 2000 untergebracht, dessen Name auf seine Geschichtslosigkeit verweist. Überall wird gebaut, nur jedes zweite Haus ist fertig. Viele schmucke Botschaften sind hier heimisch geworden. Bei unseren Ausflügen in die City ist uns sofort aufgefallen, dass die Menschen in Ouagadougou vor allen auf zwei Rädern unterwegs sind, auf Mofas, Mopeds und Fahrrädern. Zum Transport diverser Waren werden gern Eselskarren eingesetzt.

Manega

Empfang in ManegaEin unvergessliches Erlebnis war der Ausflug zu einem Ort, der inzwischen eine religionsübergreifende Pilgerstätte geworden ist: Manega, ein Dorf 50 Kilometer nördlich von der Hauptstadt. Der Fleck ist sehr abgelegen, die letzten Kilometer geht es über nicht befestigte Straßen. Hier befindet sich neben einem Museum ein Monument mit Gänsehaut-Charakter. Es ist eine riesige Bodenplatte in Form des afrikanischen Kontinents, gewidmet den Ärmsten der Armen. Unter dieser Platte hat man Erde aus allen Teilen der Welt zusammengetragen, darunter aus den verschiedensten Kriegs- und Krisenregionen Afrikas. Aber auch Erde aus Deutschland hat hier ihren Platz gefunden. Der Ort entfaltet automatisch eine völkerverbindende Wirkung, und so war es bewegend und witzig zugleich, wie uns praktisch das ganze Dorf von unserer Ankunft bis zur Abfahrt still begleitet hat; einige Hundert Menschen folgten uns auf Schritt und Tritt. Nach solchen Erfahrungen kann man Afrika nur ins Herz schließen.

Preis für interreligiösen Dialog

P. Rudolf Ammann vor der Kathedrale von OuagadougouWir waren wegen zwei Preisen für interreligiösen Dialog nach Westafrika gekommen, und noch immer klingen mir die Worte eines jungen Mädchens im Ohr, das den Kongress als freiwillige Helferin unterstützt hat. Sie meinte: „Ich bin Muslimin. Na und? Ich will helfen. Darum mache ich da mit. Es gibt sowieso nur einen Gott."

Fotos vom UCIP-Kongress 2010

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