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6. August 2011 | Papstbesuch | 

Wenn Schritte zum Zeugnis werden


Pilgern für den Papst (Foto: Schönstattbewegung Erzdiözese Freiburg)

Pilgern für den Papst (Foto: Schönstattbewegung Erzdiözese Freiburg)

Sr. M. Hanna-Lucia.Leuchtend gelb-blaue Halstücher und ein Pilgerstab – das ist das Erkennungszeichen der 46 Pilger, die am Morgen des 28. Juli vom Lahrer Bahnhof Richtung Freiburg aufbrechen. Die zweite Etappe des Pilgerweges von Oberkirch nach Freiburg zur Vorbereitung des Besuchs von Papst Benedikt XVI., der eine Initiative der Schönstattbewegung der Erzdiözese Freiburg ist, hat begonnen.

Zweite Etappe des Pilgerwegs von Lahr nach Freiburg zur Vorbereitung auf den Besuch des Heiligen Vaters Papst Benedikt XVI.

Im Gegensatz zur ersten Etappe, die vom 20. auf den 21. Juni stattfand und deren Weg von Oberkirch über Gengenbach nach Lahr führte, sind die Pilger nun insgesamt vier Tage unterwegs. Der Pilgerweg von ca. 65 km führt über Ettenheimmünster und Emmendingen nach Freiburg. Ziel: Das Freiburger Münster. Dazwischen liegen Tage, die geprägt sind vom Abenteuer des Pilgerns. „Das kann man gar nicht beschreiben, da muss man dabei gewesen sein“, meint einer der Pilger.

65km von Lahr über Ettenheimmünster und Emmendingen zum Freiburger Münster (Foto: Schönstattbewegung Erzdiözese Freiburg)

65km von Lahr über Ettenheimmünster und Emmendingen zum Freiburger Münster (Foto: Schönstattbewegung Erzdiözese Freiburg)

Hinter die Dinge schauen

Plätschernde Brunnen werden zum Symbol des ersten Tages bei der Pfarrkirche in Sulz, wo sich die Gruppe zum ersten Mal um den Dorfbrunnen versammelt und später beim Hubertusbrunnen, mitten im Wald. Eingebettet in das Grün unzähliger Buchen lädt der Platz gerade dazu ein, Gottesdienst zu feiern. Aus Steinen, die zusammengesucht werden, wird ein Altar gebaut. In die Lieder der Pilger mischt sich das Plätschern des Brunnens und verleiht der Feier eine besondere Note. „Die Gnaden des Altares fließen immer“ heißt es in der Predigt. Pfarrer Lukas Wehrle aus Oberkirch gelingt es, die kleinen Zeichen am Weg aufzugreifen und mit dem Leben zu verbinden.

„Neben vielen anderen Eindrücken wurde mir wieder bewusst, dass so viele Dinge im Alltag an uns vorübergehen, ohne zu merken, dass es Zeichen Gottes sind“ meint Elisabeth H. aus Oberkirch. „Es ist ein neuer Ansporn, aufmerksamer die selbstverständlichen Dinge zu sehen und sie mir und meinen Mitmenschen immer wieder deutlich zu machen. Wir haben einen Brunnen im Hof. Das ist total idyllisch. In Zukunft werde ich das Plätschern des Wassers mit weit mehr verbinden.“

Der Pilgerstab der Gruppe und das Marienbild im Freiburger Münster (Foto: Schönstattbewegung Erzdiözese Freiburg)

Der Pilgerstab der Gruppe und das Marienbild im Freiburger Münster (Foto: Schönstattbewegung Erzdiözese Freiburg)

Was unterscheidet einen Pilgerweg, der von der Schönstatt-Bewegung veranstaltet wird, von anderen Veranstaltungen solcher Art? Drei Kostbarkeiten der Spiritualität Schönstatts prägen diesen Weg:

  1. Der Vorsehungsglaube. Auf dem Weg oder am Abend, immer wieder wurde versucht, das Erlebte auf Gott hin durchsichtig zu machen. Es wurde eine der schönsten Erfahrungen, dass der Weg bereitet ist, dass wir Geführte sind.
  2. Das Gnadenkapital. Zu Beginn einer Pilgeretappe wurde an alle Pilger das vollständige Programm des Papstbesuches Ende September ausgeteilt. Auf jedem Zettel war ein anderer Programmpunkt markiert, z.B. das Mittagessen mit der Bischofskonferenz, die Vigilfeier mit den Jugendlichen … So hielt sich jeder Pilger für einen Punkt verantwortlich und schenkte in diesem Sinn die Mühen des Weges.
  3. Das Liebesbündnis. Bei der ersten heiligen Messe, die im Wald gefeiert wurde, erzählte die Tageslesung von der Bundeslade, die vom Volk Israel mitgetragen wurde. Die Bundeslade der Pilger war auf diesem Weg das wunderschön gezierte Pilgerheiligtum. Es wanderte auf der langen Wegstrecke von Pilger zu Pilger. Wir tragen sie, die Mutter des Herrn, und sie trägt uns mit unseren Anliegen und Nöten.

Jeder Tag wird zum Geschenk

Jeder Pilgertag hat seinen festen Rhythmus: Nach einem reichhaltigen Frühstück, das in den verschiedenen Quartieren eingenommen wird, geht es los. Zwar schmerzen zu Beginn meist die Füße in den Wanderschuhen, die noch den Staub des vergangenen Tages tragen, aber die Gespräche mit den Mitpilgern, das gemeinsame Rosenkranzgebet, Singen und Schweigen, lassen die Mühen des Weges verschwinden, oder doch wenigstens leichter ertragen. Mit vielen Erlebnissen am jeweiligen Tagesziel angekommen, sitzt man beim gemütlichen Abendessen in der Wirtschaft zusammen und lässt den Tag Revue passieren. Egal ob im Gasthof oder ein paar hundert Meter weiter, bei einer netten Frau aus dem Dorf untergebracht – auf ein Bett freut sich dann jeder. „Die Pilgerwanderung hat mich sehr bewegt. Sie hat mich im Inneren berührt und mich von Innen heraus glücklich gemacht.“ So das Echo einer Pilgerin.

Rast mitten im Wald (Foto: Schönstattbewegung Erzdiözese Freiburg)

Rast mitten im Wald (Foto: Schönstattbewegung Erzdiözese Freiburg)

Ein Weg wird zum Zeugnis

Der Weg der Pilgergruppe, deren Zahl bis Samstag auf 53 Personen ansteigt, führt nicht nur durch idyllische Wälder und Wiesen. Öfters werden Straßen und Ampeln überquert und mehr als einmal ist es bereits rot, als der Rest der Gruppe noch schnell über die Straße huscht. „Warum haben sie gerade solche Wege ausgesucht“ fragt Walter G. aus Forchheim die Schwester. „Wir möchten durch unser Pilgern Zeugnis geben von unserer Freude, dass Papst Benedikt Deutschland besucht und das können wir am besten, wenn wir gesehen und gefragt werden.“ Dass der Effekt wirklich so ist bestätigt sich für Walter G. kurz darauf als ein Busfahrer vorbeifährt, die Scheibe des Fahrerfensters runterkurbelt und tatsächlich nachfragt.

Dass die Gruppe in einem besonderen Anliegen unterwegs ist, darauf macht der mit Buchs und Blumen geschmückte Pilgerstab mit dem Kreuz der Einheit und das Pilgerheiligtum aufmerksam. Beides wird abwechselnd von den Einzelnen getragen. Die Pilgergruppe ist davon überzeugt, dass sie etwas bewirken können und der geflügelte Satz „Für wen gehst du?“ verfehlt auch in diesen Tagen nicht seine Wirkung. Dazu meint ein Pilger: „Es hat mir sehr gut gefallen, in einer großen Pilgergemeinschaft Zeugnis zu geben. Solche Pilgerwanderungen sind eine gelungene Abwechslung im geschäftigen Alltag.“

Statio am bischöflichen Seelsorgeamt (Foto: Schönstattbewegung Erzdiözese Freiburg)

Statio am bischöflichen Seelsorgeamt (Foto: Schönstattbewegung Erzdiözese Freiburg)

Wir bereiten den Weg für ihn

Drei Tage miteinander Unterwegs sein schweißen zusammen. Intensiv wird darum auch am Nachmittag des dritten Tages die Wegstrecke durch Freiburg erlebt. Am Bischöflichen Seelsorgeamt, wo die Hauptfäden der Organisation des Papstbesuches zusammenlaufen, wird ein kurzer Stopp eingelegt und für einen guten Verlauf der Planungen gebetet.

Und nun steigt die Spannung. Das letzte Stück bis zum Stadtpark wird schweigend zurückgelegt. Im Geist versammelt jeder Pilger alle Menschen um sich, für die er diesen Weg gegangen ist. Kurz nach halb vier ist der Stadtpark erreicht. Kleine Gruppen von Menschen stehen im Gespräch beieinander, sonnen sich auf der Wiese, schauen den Enten zu. „Lobe den Herrn meine Seele.“ – die Pilgergruppe fängt an zu singen. Erstaunte Blicke rechts und links und Gedanken wie. „Was machen die denn?“ stehen so manchem auf dem Gesicht geschrieben. „Es hat im ersten Moment schon ein bisschen Mut gebraucht“, meint einer der Pilger, „aber dann trägt die Gemeinschaft.“

Die Gruppe passiert die große Brücke, das Freiburger Münster im Visier. „Das war wie der Zieleinlauf bei der Tour de France“ beschreibt ein anderer danach seine Gefühle. Es ist kurz vor vier, als die Pilgergruppe, immer noch singend, ihr Ziel erreicht. Den Pilgerstab voraus, versammeln sie sich im Münster. „Großer Gott wir loben dich“ hallt es durch das alte Gotteshaus. Menschen bleiben stehen, kommen näher, fragen nach.

Abschluss des Pilgerweges mit einer Eucharistiefeier beim Schönstatt-Heiligtum Merzhausen (Foto: Schönstattbewegung Erzdiözese Freiburg)

Abschluss des Pilgerweges mit einer Eucharistiefeier beim Schönstatt-Heiligtum Merzhausen (Foto: Schönstattbewegung Erzdiözese Freiburg)

Dieses starke Erlebnis klingt nach – beim gemütlichen Abendessen im Heilig-Geist-Stüble auf dem Münsterplatz und am folgenden Morgen, als die Gruppe zum Schönstattheiligtum nach Merzhausen pilgert, um dort die Abschlussmesse zu feiern

Spuren in den Herzen

Äußerlich ist der Pilgerweg zu Ende. Doch er hinterlässt Spuren in den Herzen der Menschen, die sich miteinander auf den Weg gemacht haben. „Das Erlebte in unserer Gemeinschaft, bei unseren Gastgebern, in der Natur und bei Begegnungen mit Menschen erfüllte mich mit Freude, Glück und Zufriedenheit. Die Nähe Gottes war ganz deutlich spürbar. Ich wünsche mir und der ganzen Pilgergruppe, dass uns allen diese Gnaden recht lang erhalten bleiben,“ ist das persönliche Fazit von Herbert A. aus Östringen.

Diese Erfahrung des Miteinander ist wohl mit das größte Geschenk, das die Einzelnen mit nach Hause nehmen. Der Pilgerweg schaffte es, die unterschiedlichsten Menschen miteinander zu verbinden. Eine Frau, die der Kirche kritisch gegenüberstand, meinte an einem Morgen: „Mit so einem Angebot bekommen sie auch Menschen, die der Kirche fern stehen. Ich werde die Erfahrungen des Weges verbreiten.

In den Menschen eine Sehnsucht wecken, das hat dieser Pilgerweg geschafft. Nicht zuletzt auch durch den Reichtum der Spiritualität Schönstatts, die auf den Menschen von heute wie zugeschnitten ist. Ist nicht vielleicht gerade Pilgern eine Form, die den heutigen Menschen abholen kann, da wo er steht. Die ihn mitnimmt auf die Wege unserer Heimat und mitnimmt auf die Wege hin zu sich selbst, letztlich zu Gott.

Wir nehmen den Weg aus uns, um dafür zu beten, dass der Besuch des Heiligen Vaters in Deutschland einen fruchtbaren Boden findet.  (Foto: Schönstattbewegung Erzdiözese Freiburg)

Wir nehmen den Weg auf uns, um dafür zu beten, dass der Besuch des Heiligen Vaters in Deutschland einen fruchtbaren Boden findet. (Foto: Schönstattbewegung Erzdiözese Freiburg)

Wieder zu Hause

Auf dem Heimweg stellt sich der Pilger drei Fragen: Was bewahre ich im Herzen? Was bringe ich den anderen von meiner Reise mit? Und: Was hat sich verändert? Denn nach dem Glück am Ziel der Pilgerreise kommt die eigentliche Aufgabe: Die Familie und den Alltag neu finden.

Ich gehe den Weg, auf dem ich aufgebrochen bin, jetzt weiter, nicht geographisch, sondern in meinem Leben. Ich erkenne, dass ich Überflüssiges weglassen, Ballast abwerfen kann, um leichter weiterzugehen. (Verfasser unbekannt)

  • Einen weiteren Bericht von diesem Pilgerweg finden Sie auf der Homepage von www.moriah.de

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